Saitensprünge

Vom Seitensprung und Saitensprüngen

Bühnenmäuse sorgten für teuflisch-gute und himmlische Unterhaltung

Über 20 Jahre machen die Bühnenmäuse an der Sieg bereits Theater. Im jüngsten Stück haben Engel und Teufel ihren großen Auftritt . . .

saitenspruengeWISSEN. Es knisterte am Set bei der Premiere der Komödie „Saitensprünge“, die die Wissener Bühnenmäuse im katholischen Pfarrheim in Wissen aufführten. Das schon bei der Premiere ein volles Haus zu begrüßen war, versetzte die Akteure neben dem Lampenfieber, das alle Schauspieler beim ersten Auftritt befällt, in höchste Anspannung. Aus der kleinen Theatergruppe, die vor 22 Jahren mit Stücken für Kindergartenkinder begann, hat sich inzwischen eine Mannschaft formiert, die ein unterhaltsames Boulevardstück in drei Akten, nach einer Komödie von Tina Segler, auf die Wissener Bühne brachte. Ein Engel (Hain Alf Wardenbach) und ein Teufel (Elfi Frömberg) begleiteten das Geschehen auf der Bühne, und versuchten auf Anweisung von „Oben“ die Geschicke zu lenken. Das Duo, der etwas phlegmatische Engel und der agile Teufel, hatte seinen eigenen Handlungsstrang mit vielen lustigen bühnentechnischen Details. So bekam der Engel seine Anweisungen aus einer donnergrollenden Wolke und der Teufel breitete genüsslich eine Zeitung mit dem jüngsten Steuerskandal in Deutschland aus. Das irdische Geschehen spielte sich in zwei Apartments in New York ab. Anne (Margot Rödder-Diehl), eine Opernsängerin, erfährt durch eine Handyverwechslung, dass es mit der Treue ihres Ehemannes in Deutschland nicht weit her ist. Sie spielte ihre Rolle zwischen ehelicher Treue und Seitensprung mit Marc (Nico Rausch) in einer Mischung von junger Heidi Kabel und bezaubernder Eveline Hahmann. Auf Vermittlung ihrer Managerin (Elisabeth Stinner), die mit ihren Kommentaren unter der Schönheitsmaske ein Kabinettstückchen ablieferte, nimmt sie Mary (Simone Reifenrath) in ihrer Wohnung auf. Mit viel komödiantischen Talent zeigt Mary, obwohl mit Freddy (Harald Heidemann) leiert, Bereitschaft, ihre Liebhaber schneller, als ihre aufregenden Kostüme zu wechseln. Zum händereibenden Vergnügen des Teufels kommt es durch Cora (Barbara Heer), der Maskenbildnerin Emmy (Ursel Bebermeier) und Nina (Elisabeth Rausch) als Gast aus Deutschland, zu immer neuen Missverständnissen und Verwechslungen, die den Reiz dieser Komödie ausmachten. Ein netter Gag waren die sporadischen Auftritte von Johannes Stinner als Bote Bob Taylor. Das Bühnenschicksal von Guido Peters war es, immer wieder hinter die Kulissen zum Schlafen abgeschoben zu werden. „Wer vorher schläft, sündigt nachher besser“, kommentierte der Teufel. „Saitensprünge“ hieß das Stück übrigens deshalb, weil bei jeden missglückten Eingriff des Engels eine Saite seiner Harfe zersprang. Als Engel und Teufel „Der liebe Gott, weiß…“ skandierend von einer Kneipentour heimkehrten, breitete sich unter dem Publikum schunkelbereite Karnevalsstimmung aus, die sich in herzlichen Applaus für die gelungene Aufführung entlud. Nur wenige Male musste Gabi Rente als Souffleuse eingreifen.
Manfred Kögler

Rhein-Zeitungsbericht 18.02.08

Ein Mann schminkt die Bühnenmäuse

schminkePeter Tornau aus Wissen ist einen ungewöhnlichen Weg der Emanzipation gegangen. Während bei den meisten Laienbühnen für die Maske eine Frau zuständig ist, zeichnet Tornau bei den „Wissener Bühnenmäusen“ für dieses Metier verantwortlich. „Wenn erforderlich, kann ich einem Schauspieler auch eine blutende Wunde in das Gesicht zeichnen“, sagte Tornau, der vor der Aufführung des Stücks „Saitensprünge“ Elfi Frömberg mit letzten Tupfern die Teufelsmaske vervollständigte.(kg)